Seit der Annexion der Krim bringt die russische Führung die Geschichte für ihre eigenen Ziele in Stellung. Sie wird benutzt als Schützenhilfe im Angriffskrieg gegen die Ukraine und in der Konfrontation mit dem Westen. Je nach Bedarf werden dabei Mythen aus den Anfängen der Rus‘, aus der Zeit der imperialen Ausdehnung oder aus der Sowjetunion benutzt und nach Belieben miteinander kombiniert. Bei allen Widersprüchen innerhalb dieser Erzählungen ist ihnen eines gemeinsam: Sie dienen dazu, die russische Aggression in der Gegenwart zu rechtfertigen und jeden ins Unrecht zu setzen, der die imperialen Ansprüche Wladimir Putins in Zweifel zieht.
Obwohl die Geschichtswissenschaft diese Mythen längst widerlegt hat, verfangen sie nach wie vor nicht nur bei der russischen Bevölkerung, sondern häufig auch im Ausland, namentlich in Deutschland. Das ruht unter anderem daher, dass die Öffentlichkeit hierzulande wenig über russische Geschichte, insbesondere aber über die Geschichte des „Zwischenraumes“ in Mittelosteuropa weiß. Allein dass Russland und die Sowjetunion sowie Russ:innen und Bürger:innen der UdSSR nach wie vor im öffentlichen Diskurs wie Synonyme behandelt werden, zeigt, wie hartnäckig sich diese Mythen auch bei uns halten.
Das Projekt sammelt die verbreitetsten Geschichtsmythen und dekonstruiert sie. Die Website soll eine Anlaufstelle sein, auf die in Debatten zurückgegriffen werden kann, ohne lange zu suchen. Sie soll dazu beitragen, dass Mythen nicht unhinterfragt weiterverbreitet werden.
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